Am Mittwoch, 12.3., war das Nebenzimmer im Gasthof Tettmann in Gendorf bis auf ganz wenige Plätze voll besetzt. Grund dafür war ein Vortragsabend, den der SPD-Ortsverein Burgkirchen zusammen mit der Selbsthilfegruppe Demenz Burghausen veranstaltete.
„Dieses Thema ist nicht unbedingt eine Kernkompetenz der SPD, deshalb haben wir uns einen Partner mit ins Boot geholt.“ so der Vorsitzende Josef „Beppo“ Auberger, der nicht nur die fast vollzählige Vorstandsriege der Selbsthilfegruppe begrüßte, sondern insbesondere die Referentin des Abends, (seine Gattin) Monika Auberger, die gleichzeitig Beisitzerin im SPD-Ortsverein ist.
Nach einer kurzen Einleitung gab es für das Publikum gleich eine Herausforderung. Als „Aufwärmübung“ sollte von den Anwesenden ein Text laut und deutlich vorgelesen werden, wobei dieser Text seine Tücken hatte. Denn in jedem Wort waren die Buchstaben etwas anders angeordnet, als man das von der deutschen Rechtschreibung her kennt. Trotzdem – und das ist ja die einzigartige Fähigkeit unseres Gehirns – konnten die Zeilen von allen Besucherinnen und Besuchern einwandfrei gelesen werden. Der Zweck dieser Übung war, aufzuzeigen, dass Demenzerkrankte diese Fähigkeit des „Übersetzens“ mehr und mehr verlieren, bis das Lesen letztlich an sich irgendwann nicht mehr möglich ist.
„Weg vom Geist“ oder „Ohne Geist“ – so lautet die wörtliche Übersetzung des Begriffs „Demenz“ aus dem Lateinischen. Damit, erklärte die Referentin, ist bereits das wesentliche Merkmal von Demenzerkrankungen beschrieben, nämlich die Verschlechterung bis hin zum Verlust der geistigen Fähigkeiten. Eine Demenz ist jedoch weitaus mehr als eine Gedächtnisstörung. Eine Demenz erschüttert das ganze Sein des Menschen – sein Verhalten, seine Wahrnehmung und sein Erleben.
Nach der detaillierten Erläuterung der verschiedenen Demenzformen (Alzheimer, vaskulär, frontotemporale etc.) machte Monika deutlich, wie schwierig es ist, eine korrekte Diagnose zu stellen, wobei sich die Fachleute – Ärzte, Psychologen, Psychotherapeuten – dem Ausschlussverfahren bedienen. Wichtig sei dabei die eindeutige Abgrenzung zur Depression, die mit ähnlichen Symptomen einhergeht.
Nicht nur zur Auflockerung des Vortrags gedacht war anschließend die Frage: Demenz und Humor - passt das zusammen? Denn: „Humor ist ein viel zu ernstes Thema! Oder lebt ein menschenfreundlicher Umgang mit Menschen mit Demenz vom Humor?“ stellte die Referentin eine philosophische Frage in den Raum. Monika erwähnte in diesem Zusammenhang die gemeinsame Arbeit von Prof. Dr. Klie und Peter Gaymann an dem Projekt „Demensch“. Als Beispiel zitierte sie: „Treffen sich zwei Demenzerkrankte. Sagt der eine: Mein Lieblingsbeatle ist und bleibt Keith Richards. Darauf der andere: Einen besseren Drummer hat es nie gegeben.“ Es sind also noch lose Bruchstücke im Gedächtnis vorhanden, aber die Verbindungen dazu sind abhandengekommen.
Abschließend gab es noch einige Hinweise auf Vorsorge- und Betreuungsangebote, z. B. auf die Schön-Klinik in Bad Aibling, wo man zurzeit leider mit einem Jahr Wartezeit rechnen muss. Jedenfalls ist die Selbsthilfegruppe weiterhin aktiv und bietet u.a. im Mai 2025 die Schulung „Hilfe beim Helfen“ an. Informationen gibt es auf der Homepage der Selbsthilfegruppe Demenz Burghausen.