Spannende 90 Minuten – mit Grundwasser.

(Foto: Dr. Lundt)

Dass mit dem Titel „Grundwasser – eine erneuerbare Ressource (?)“ ein eher „trockenes“ Thema mehr als vierzig Interessierte in den Saal des Gasthof’s Tettmann in Gendorf locken würde, damit hatten die Veranstalter eher nicht gerechnet. Umso erfreulicher die Erkenntnis, dass dieses Thema mehr Menschen interessiert, als zunächst gedacht.

In seiner kurzen Begrüßung wies OV-Vorsitzender Josef „Beppo“ Auberger auf den zunehmenden Kampf um das Grundwasser hin, der auch in unseren Breiten langsam Fahrt aufnimmt. „Bergen (Landkreis Traunstein) und Weiding (Landkreis Mühldorf) sind zwei Beispiele in unserer Gegend, wo Privatinteressen auf Gemeinwohl treffen.“ Dabei betonte Auberger die Wasserversorgung als kommunale Pflichtaufgabe, die in manchen Fällen mit Privatinteressen in Konflikt geraten kann.

Nach der Begrüßung stellte sich SPD-Bürgermeisterkandidat Stefan Bonauer dem Publikum kurz vor. Bonauer pflichtete dem OV-Vorsitzenden bei und betonte, wie wichtig die Aufgabe einer zentralen Wasserversorgung und von der Gemeinde ernst zu nehmen sei. Gleichzeitig bedankte sich der Bürgermeisterkandidat beim Ortsverein, dass in den Vortragsabenden immer wieder aktuelle Themen angesprochen werden.

„Der Grundwasserpegel fällt seit den 1990er Jahren.“ begann Dr. Holger Lundt seinen mit Spannung erwarteten Vortrag. Der Vorsitzende der Ortsgruppe Burghausen im Bund Naturschutz wagte sich sogar noch weiter in seinen Prognosen: „Im Sommer steuern wir auf den historisch tiefsten Wert zu.“ Als Grundlage führte er die Grafik mit den Werten der Messstelle Mehring-Öd seit den 1970er Jahren an. Bei anderen Messstellen sei ein ähnlicher Verlauf festzustellen.

Warum die Pegel sinken, dafür hatte Dr. Lundt gleich mehrere Erklärungen. „Irrtümlicherweise hatte man geglaubt, das Wasser soll schnell verschwinden – also schnell abfließen.“ Dass die ergriffenen Maßnahmen sich negativ auf die Neubildung von Grundwasser auswirken würden, diese Zusammenhänge hat man erst später bemerkt. Bodenversiegelung und Bodenverdichtung haben diesen Effekt begünstigt. Dazu komme noch ein massiver Humusschwund, wodurch weniger Wasser in der Fläche gehalten werden könne.

Besonders große Bedeutung maß Dr. Lundt der verringerten Regenwurmpopulation bei, denn wo sich viele Regenwürmer befänden, gäbe es auch eine hohe Sickerrate, die erheblich zur Grundwasserneubildung beitragen würde. Fehlende und zurückgehende Feuchtgebiete und Moore trügen ein Übriges dazu bei, dass die Situation in Südostbayern sich weiter verschlechtern würde. Nachdem diese negativen Prozesse sich nicht sofort umkehren ließen, rechnet der Referent mit einem weiteren Rückgang beim Grundwasserpegel bis ins Jahr 2050.

„Jetzt kommen wir zum positiven Teil der Geschichte.“ lenkte Dr. Lundt den Blick auf die Maßnahmen, die eine Verbesserung der Situation bewirken können. Flächenentsiegelung, Schutzwälder und Grünland, Agroforste und Hecken, Regenwurm und Biber: Möglichkeiten gäbe es viele, sie müssten nur angewendet werden. Deshalb der Appell: „Wasser muss möglichst lange in der Fläche bleiben.“

Nach einer anregenden Diskussion, bei der es auch u.a. um Grundwasserverschmutzung, um Zigarettenkippen und Reifenabrieb, um Beeinträchtigung der Wälder durch Windkraftanlagen, um Entnahme auch von Seiten der Wirtschaft ging, bedankte sich OV-Vorsitzender Auberger bei Dr. Lundt für den höchst interessanten und sehr informativen Vortrag und überreichte ihm als Dankeschön ein Geschenk.

Vortragsabend Grundwasser Dr. Lundt
(Fotos: Auberger)
Vortragsabend mit Dr. Holger Lundt.
Vortragsabend Grundwasser Publikum
Das Publikum hört aufmerksam zu.