Mit Spannung fieberten die Verantwortlichen auf diesen Tag hin: Das vom Wochenmarkt her bekannte "Café Rot" ging am 20. September erstmals "On Tour". Im Vorstand des Ortsvereins war man sich einig, dass die wenigen gezielten Auftritte vor Wahlen nicht die erhoffte Resonanz bringen würde, die als zukunftsweisend betrachtet werden könnte. Außerdem setzte sich stetig die Meinung durch, nicht auf die Menschen zu warten, dass sie auf einen zugehen, sondern dass man den Menschen vor Ort die Möglichkeit geben sollte, mit uns ins Gespräch zu kommen. Also musste ein neues Format her.
Die Eckpunkte waren schnell gefunden. Zum einen sollte die Aktion "vor Ort" geschehen, also wurde schon mal ein Plan erstellt, wo das Café Rot einen Halt einlegen sollte. Großzügige Werbung in Form von Handzetteln und Plakaten als Info für die angrenzenden Haushalte sollten die üblichen Werbemaßnahmen über Presse, Internet & Social Media unterstützen, was schon etwas an Vorleistung bedeutete. Und ein gut sichtbarer roter Sonnenschirm, der bei zunehmender Dunkelheit von innen her angestrahlt und damit zum Leuchten gebracht werden sollte, sollte der Fixpunkt am Stand sein.
Für den Start fiel die Wahl auf Gendorf, weil sich dort die Probleme in der Nahversorgung zum Jahresende weiter verschärfen werden, denn wie man hört, wird die dortige Arztpraxis schließen. Der Stand wurde am östlichen Ende des Wingenplatzes aufgebaut, damit er von mehreren Seiten eingesehen und besucht werden konnte. Pünktlich um 16:30 Uhr war dann alles bereit und es dauerte nicht lange, dass sich die ersten Besucher einfanden.
In der Folge kam es mit mehreren Leuten zu teils sehr angeregten Gesprächen, die den Eindruck, den man sich im Vorfeld über den westlichen Ortsteil von Gendorf gemacht hat, bestätigten. Nicht nur die Nahversorgung sei in einem beklagenswerten Zustand, auch der Öffentliche Personennahverkehr, sprich die Busverbindung, um zu den Discountern, Banken oder Behörden zu kommen, sei mehr als dürftig. Von den relativ hohen Ticketpreisen und den ungenügenden Ein- und Ausstiegsmöglichkeiten ganz zu schweigen.
Beherrschendes Thema in den Gesprächen war immer wieder der Wingenplatz selbst. In diesem Nebenortszentrum ist der Brunnen mit den "... drei Brunnenfiguren Fisch, Gockel und Schwein" (siehe Gemeindezeitung Oktober 2020) als zentrales Element konzipiert, doch zurzeit erfüllt dieser leider nicht seine "... Aufgabe, Wasser zu speien", um der Freude der Anlieger und Kinder nachzukommen.
Ein Ärgernis ist - vermutlich aus der Not geboren - die Nutzung des Wingenplatzes als Parkplatz. Teilweise seien bis zu zehn (10!) Autos im Innenhof gestanden, wie ein Besucher erzählte, was natürlich den Sinn des Platzes als Ruhezone in Frage stellt. Hier wünschen sich manche Gendorferinnen und Gendorfer, dass der Zugang von der östlichen Seite her (Nähe Nahwärme-Kraftwerk) mit massiven Pfosten wie auf der gegenüberliegenden Seite versehen und dadurch eine Pkw-Zufahrt unmöglich gemacht wird.
Was sich angesichts der kaum vorhandenen Einkaufsmöglichkeiten - bis auf Cemi's, das soll nicht unerwähnt bleiben - viele Menschen in dem Quartier ebenfalls wünschen, wäre ein Markt, einmal die Woche, so wie der Wochenmarkt am Freitag in der Ortsmitte von Burgkirchen. Dann gäbe es wenigstens einmal in der Woche die Möglichkeit, ohne weite Wege in Kauf oder die Hilfe von Verwandten oder Nachbarn in Anspruch nehmen zu müssen, einzukaufen. "Vielleicht," so eine Anwohnerin, "kommt dann langsam wieder Leben rein auf dem Wingenplatz."
Nach zwei Stunden war dann Schluss, der Stand wurde wieder abgebaut. Zurück bleiben größtenteils positive Eindrücke, sowohl was die Organisation des Café Rot On Tour anbelangt als auch der Zuspruch von Seiten der Bevölkerung. Was allerdings unverkennbar war, dass sich ausschließlich alteingesessene Deutsch-Muttersprachler auf ein Gespräch mit uns eingelassen haben. Viele weitere Menschen waren noch unterwegs, ohne jedoch den Kontakt zu uns zu suchen, warum auch immer. Da wurde man das Gefühl nicht los, dass wir in unserer Gesellschaft noch schwer mit Integration zu kämpfen haben. Ein funktionierendes Nebenortszentrum "Wingenplatz" wäre da sicherlich hilfreich.