Der Kreisjugendring Altötting, die SPD-Burgkirchen und Bündnis 90/Die Grünen hatten gemeinsam zu einem Informations- und Präventionsabend rund um das Thema Sucht eingeladen – und die Resonanz zeigte deutlich, wie sehr das Thema die Region bewegt. Maxim Winter (Geschäftsführer des KJR), Stefan Bonauer (SPD-Bürgermeisterkandidat in Burgkirchen) und Stefan Angstl (Fraktionssprecher der Grünen im Kreistag und 3. Bürgermeister der Stadt Burghausen) eröffneten den Abend und betonten, wie stark Suchtproblematiken inzwischen in Familien, Schulen, Vereinen und Betrieben angekommen sind.
Im Mittelpunkt stand die Vorstellung der Fachambulanz für Suchthilfe im Landkreis Altötting, deren Arbeit weit über klassische Beratung hinausgeht. Das Angebot umfasst Wohngruppen, Substitutionsbegleitung, Angehörigenberatung, Präventionsarbeit sowie Vermittlung an weiterführende Hilfen. Jährlich werden 600 bis 700 Personen betreut – Tendenz steigend. Rund 53 Prozent der Fälle betreffen Alkoholabhängigkeit, doch insbesondere der Kokainkonsum unter Jugendlichen nimmt deutlich zu. Fachkräfte gehen zusätzlich von einer sehr hohen Dunkelziffer aus.
Ein alarmierender Punkt: Aufgrund fehlender finanzieller Mittel kann die Jugendberatung derzeit nicht stattfinden, obwohl genau dort frühzeitige Unterstützung entscheidend wäre. Die Tabuisierung des Themas ist weiterhin groß – bei Jugendlichen sogar noch stärker als bei Erwachsenen. Zwar erreicht die Präventionsarbeit jährlich etwa 2500 Schülerinnen und Schüler, allerdings nur in Form einzelner Veranstaltungen. Die Fachleute machten unmissverständlich klar, dass Prävention kontinuierlich stattfinden muss, um wirksam zu sein.
Als weiterer Akteur stellte sich StoePlus+ vor – ein expandierender privater Träger, der ambulante Hilfen für sucht- und psychisch erkrankte Menschen anbietet. Mit über 100 Klientinnen und Klienten arbeitet die Einrichtung am Limit, Wartelisten sind an der Tagesordnung. Die Altersgrenze liegt regulär bei 21 Jahren, kann aber bei Finanzierung durch Jugendämter unterschritten werden.
Im Fazit herrschte im Saal großer Konsens: Politik und Gesellschaft stehen gleichermaßen in der Pflicht. Es braucht
• eine verlässliche Finanzierung für Beratungs- und Präventionsangebote,
• mehr Sichtbarkeit des Themas,
• umfangreiche Aufklärungsarbeit und
• eine kritische Reflexion der eigenen Vorbildrolle – auch in Familien, Vereinen und Schulen.
Auf den Punkt gebracht also entschiedenes und kontinuierliches Handeln, Wertschätzen und Unterstützen, anstatt von Sonntagsreden und Tabuisierung. Der Abend zeigte eindrucksvoll: Sucht ist kein Randthema, sondern eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Und der Landkreis Altötting braucht dringend stabile Strukturen, um Betroffene zu unterstützen und Jugendliche zu schützen.
(Bonauer)
(Fotos: SPD-OV Burgkirchen)