Besuch im ABS 38 Infocenter am 6.11.

(Fotos: SPD-OV Burgkirchen)

Neulich war eine Delegation aus Burgkirchen zu einem Besuch bei einem Burgkirchner – in Mühldorf. Anlass war das vereinbarte Treffen zum Stand des Teilstücks 4.1 Tüßling-Burghausen. Martin Siebert, Besucherbetreuer am ABS 38 Infocenter in Mühldorf, begrüßte Albert Stoiber, Günther Stautner und Josef „Beppo“ Auberger und nahm sich mehr als eine Stunde Zeit, den aktuellen Stand zwischen München und Freilassing und vor allem auf dem Teilstück, das durch Burgkirchner Gelände führt, zu erläutern.

Mit einem kleinen Fragenkatalog im Gepäck freuten sich die Besucher von der Alz, wieder interessante Neuigkeiten mit nach Hause nehmen zu dürfen. Vor allem die Frage „Wie schaut‘s jetzt eigentlich aus?“ ließ natürlich viele Interpretationsmöglichkeiten zu, doch Siebert hatte auf alles eine Antwort. So verriet der ehemalige Leiter der Abteilung Werksicherheit im Chemiepark Gendorf, dass die Planungsunterlagen schon geraume Zeit im Eisenbahnbundesamt (EBA) zur Prüfung vorlägen, weshalb es im Moment einfach „noch nichts Neues“ gäbe.

Natürlich könne man sich über den bekannten Stand bis zur Einreichung der Unterlagen gerne im Infocenter informieren, nur Informationen über neue Erkenntnisse und deren Folgen und Auswirkungen könne man derzeit nicht liefern, jetzt ist eben das EBA an der Reihe. Trotzdem tut sich allerhand in diesem Jahrhundertprojekt. Die einzelnen Teilabschnitte sind in unterschiedlichen Planungsständen, einige sind schon kurz vor Baureife, andere dagegen aus verschiedenen Gründen noch ziemlich im Anfangsstadium.

So wurde der Abschnitt Daglfinger-Truderinger-Kurve (DTK) in eine eigene Planungsgruppe verlegt, um der logistischen Anbindung an München besser Rechnung tragen zu können. Bei der DTK erhofft man sich eine „effizientere Logistik für Güter aus Südostbayern sowohl an die Häfen im Norden (Hamburg/Bremerhaven) als auch nach Süden (Brenner)“ mit Umfahrung des Münchner Ostbahnhofs. Der Nord-Süd-Gedanke spielt dabei eine herausragende Rolle bei der weiteren Konzeptionierung.

Eingebunden in das transeuropäische Verkehrsnetz befindet sich die ABS 38 nämlich inmitten des Korridors Paris-Bratislava. In München kreuzt zudem der Schienenkorridor Skandinavien-Süditalien. Um den Ausbau voranzubringen und damit schnellere und kürzere Schienenwege anbieten zu können, steht unsere Region Südostbayern schon sehr im Fokus. Besonders der schleppende Verlauf bei der Trassenfindung Richtung Nordzulauf Brenner-Basistunnel bereitet Kummer, den österreichischen und italienischen Kollegen, die schon viel weiter sind als wir in Bayern, hinkt man wohl mehr als zehn Jahre hinterher. Eindeutige Meinung bei den Burgkirchner Besuchern: Da ist eindeutig die Politik gefragt! Hier könnte die ABS38 auch eine Entlastung bringen.

Große Bedeutung hat der Knotenpunkt in West-Ost-Richtung, nämlich der „Magistrale für Europa“. Hier soll eine „durchgängige Hochgeschwindigkeitsstrecke von Paris über Stuttgart, München und Wien nach Bratislava“ entstehen. Wo hakt’s aktuell? Wieder spielt die Trassenführung eine Rolle. Soll die Magistrale jetzt über die neue Ausbaustrecke 38 Richtung Freilassing-Salzburg führen? Oder kommt die Verbindung Mühldorf-Simbach-Braunau doch wieder in Betracht? Sehr viel hängt eben auch an der Finanzierung, die trotz politischer Versprechungen nicht immer hundertprozentig sicher ist. Auch hier sei man bei unseren österreichischen Nachbarn wieder mal weiter.

„Und was kommt auf Burgkirchen zu?“ fragte Beppo Auberger in Bezug auf den zu erwartenden Schwerlastverkehr während der Bauphase. Das ließe sich im Moment ebenfalls nicht sagen, so Siebert, erst wenn „grünes Licht“ vom Eisenbahnbundesamt käme, könne man die nächsten Schritte einschätzen und planen. Aufgrund des vorgezeichneten Streckenverlaufs mit einer geringeren Steigung am Piracher Berg und damit einer früheren Absenkung aus Richtung Pirach und zweier kleinerer Trassenverschwenkungen, kann man allerdings davon ausgehen, dass Behelfsstraßen angelegt und Lagerflächen für Aushub und Baumaterial hergerichtet werden müssen. Diese werden nach den Baumaßnahmen wieder zurückgebaut.

Optimistisch betrachtet kann dann irgendwann in der Zukunft auch auf dieser Strecke elektrisch gefahren werden, was viele Vorteile für Klima, Mensch und Natur bringen wird. Noch ist eine Betriebnahme der ABS38 Mitte der 30er Jahre realistisch. Eine gesunde Skepsis scheint allerdings angebracht, wenn man an die Autobahn A94 denkt, deren Fertigstellung erst nach sechs Jahrzehnten unter Dach und Fach war. Viele Faktoren müssen also zusammenspielen, damit eine durchgehende Elektrifizierung geschaffen werden kann, bei der auch Burgkirchen einen besonderen Stellenwert einnimmt.

Besuch im ABS 38 Infocenter am 6.11.
(Foto: SPD-OV Burgkirchen)

Von links Günther Stautner, Albert Stoiber, Martin Siebert und Josef „Beppo“ Auberger.