Ausbaustrecke 38 - wie ist der Stand?

(Foto: SPD OV Burgkirchen)

Am Donnerstag, 27.6., konnte sich eine Burgkirchner Delegation von SPD-Mitgliedern und Interessierten ein Bild darüber machen, wie der Planungsstand beim Projekt ABS 38 der Deutschen Bahn aktuell ist. Im Vorfeld verteilten ein paar SPD'ler im Gemeindegebiet extra angefertigte Flyer bei Anwohnern der Bahn, um auf die vom SPD-Ortsverein initiierte Veranstaltung hinzuweisen. Zehn Bahnbegeisterte machten sich schließlich auf den Weg nach Mühldorf, gemäß dem Sprichwort "Wenn der Berg nicht zum Propheten kommt, muss der Prophet zum Berg gehen", denn die Informationen rund um den Bahnausbau liefen in der letzten Zeit innerhalb der Gemeinde doch eher spärlich.

Dank der sehr guten Organisation von Vorstandsmitglied Albert Stoiber gelang es, Martin Siebert, Koordinator ABS38/DTK am InfoCenter Mühldorf, für einen ausführlichen Info-Termin zu gewinnen. Martin Siebert? Ja, genau, der ehemalige Leiter der Werksfeuerwehr im Chemiepark Gendorf und waschechter Burgkirchner, ist seit einiger Zeit für die Deutsche Bahn und speziell in Mühldorf im ABS 38 InfoCenter tätig.

So war der Austausch in beide Richtungen gewinnbringend. Martin Siebert erläuterte den aktuellen Stand bei den besonders herausfordernden Bauwerken, z. B. der Brücke über den Brunnthaler Graben bei Garching, und wies auf die Erkenntnisse der laufenden Bodenuntersuchungen hin. Gerade der Ton spiele dabei eine erhebliche Rolle, denn durch die Änderung der Bodenfeuchte - in bis zu 20 Metern Tiefe - kann es zu Bewegungen im Erdreich kommen, wovon nicht nur die Strommasten betroffen sein könnten, sondern womöglich der ganze Gleiskörper. Es ist also nicht mit ein bisschen Spatentiefe getan, vielmehr sind die ggf. lautstarken Probebohrungen für einen künftigen sicheren Bahnbetrieb unbedingt erforderlich.

Andererseits brachte GR Klaus Kölbl den Steigungsgrad vom Alzkanal-Düker bis zur Querung der Kreisstraße AÖ 25 ins Spiel. "Reicht die Kraft der Elektro-Loks, diese Steigung bis auf Höhe der Kreisstraße zu schaffen oder muss das Niveau der Straße angepasst werden?" Zur Erläuterung: Bei der Berechnung geht es um eine Entfernung von ca. 1,25 km und einem Höhenabstand von ca. 25 Metern, was einer Steigung von 20 Promille entspricht. „Das Thema ist bekannt, daher wird im Bereich des Kustererbergs der Kurvenradius optimiert und der höchste Punkt im Bereich kurz vor dem bestehenden Bahnübergang um fast 9 Meter abgesenkt. Die Kreisstraße AÖ 25 und die Eisenbahnüberführung sind nicht von den Baumaßnahmen betroffen und bleiben unverändert.“ so Martin Siebert.

Wer sich in die geplanten Maßnahmen weiter vertiefen will, dem bietet das ABS 38-Projektteam eine ausführliche Präsentation und die Aufzeichnung eines Webcasts, wie er Anfang Oktober 2023 für die betroffenen Anlieger veranstaltet wurde: Webcast und Präsentation

"Und wie schaut's mit dem Gestank beim Bremsen aus?" blieb Kölbl hartnäckig. Auch dazu wusste der Besucherbetreuer Bescheid: "Der Gestank kommt von den in Deutschland verwendeten Flüsterbremsen. Die Bremsen haben Bremsbeläge aus Kunststoff, die für den unangenehmen Geruch verantwortlich sind. Aber dafür sind sie auch leiser." Bei Waggons aus dem Ausland würden solche Flüsterbremsen eher nicht verwendet werden, was sich wiederum in der Lautstärke - das bekannte "Rattern" - bemerkbar machen würde. Beides zusammen - leise und geruchlos - geht wohl nicht. Oder noch nicht.

Auch die weiteren vorab zusammengetragenen Fragen wurden von Siebert und seinem Team zur Zufriedenheit aller abgearbeitet. Projektingenieurin Amela Pejic berichtete dabei von ihren wichtigen Erkenntnissen, die sie bei ihren Vor-Ort-Gesprächen bei den Bahn-Anrainern mitgenommen hat. Vormittags war Pejic z. B. noch auf der Terrasse bei Herbert Kreibig in der Kantstraße, nachmittags gab es dann den Gegenbesuch und Kreibig traf die Projektingenieurin sozusagen in deren "Wohnzimmer".

Das Projektteam hat sich nämlich auf die Fahne geschrieben, die Anwohner der Bahnstrecke direkt anzusprechen, um dadurch wertvolle Tipps für die eigene Arbeit zusammenzutragen, was wiederum zum Gelingen des Projekts beiträgt. Ein in diesen Zeiten ungewöhnliches Verfahren, aber durchaus erfreulich und für die betroffenen Anlieger sehr wertschätzend. Kommt der Berg DOCH zum Propheten! Wie dabei vorgegangen wird, kann man hier nachlesen.

Insgesamt erlebten die Burgkirchner Besucherinnen und Besucher einen informativen und unterhaltsamen Nachmittag, der von Stefanie Bittl, bei ABS 38 u.a. für den Bereich Kommunikation zuständig und die, wie sie selbst sagt, für das Projekt "brennt", bestens organisiert wurde. Ein Besuch im ABS 38 InfoCenter lohne sich immer, lautete schließlich das durchwegs positive Fazit der Burgkirchner Delegation.

Das war aber noch lange nicht das Ende des Ausflugs! Auf Empfehlung von Martin Siebert machten die Burgkirchner Bahnbegeisterten noch einen Abstecher nach Oberholzhausen, um zum Abschluss im Gasthaus Hinterberger das Erlebte bei einem Kaltgetränk und einer Brotzeit Revue passieren zu lassen.

Auf der ABS38-Homepage ist übrigens ein ausführlicher und sympathischer Artikel über unseren Besuch in Mühldorf hinterlegt. Und wer wissen will, wie es denn gerade im Abschnitt Burgkirchen weitergeht, kann sich auf der Homepage abs38.de oder gleich vor Ort im InfoCenter in Mühldorf informieren.

Kommunikatorin Stefanie Bittl (links) und Projektingenieurin Amela Pejic standen Rede und Antwort.

Maria Maier wollte wissen, inwieweit Pirach durch den Bahnausbau betroffen ist.

Klaus Kölbl diskutiert mit Martin Steinberger.

Albert Stoiber (Mitte) hatte so manche technische Frage an den ehemaligen Kollegen aus dem Chemiepark Gendorf Martin Siebert (links). Theresia Blaschke fühlte sich jedenfalls gut aufgehoben.

Michael Meissner war trotz Handicap (Fußverletzung) mit dabei.

Die beiden Günther - Maier (links) und Stautner - im intensiven Austausch.